Dienstag, 30. September 2014

2014-09-30 Etappe 27 Obermoschel-Ebernburg



Viel hielt mich heute nicht im Burghotel am heutigen Morgen. Ich wollte weiter, zumal wieder mal das Internet für mich unerreichbar war und mein Blogeintrag auf Veröffentlichung wartete. Den Pfälzer Höhenweg musste ich heute verlassen, den Weinwanderweg Rhein-Nahe würde ich erst in Bad Münster am Stein erreichen. Folglich hatte ich diese heutige Zwischenetappe unabhängig von irgendwelchen offiziellen Wanderwegen selbst planen müssen. Wozu das führen kann, bekam ich schon wenige Kilometer nach dem Aufbruch zu spüren. Der Weg, den ich mir an einer bestimmten Stelle zu gehen vorgenommen hatte, stellte sich als ca. 45 Grad steile Entwässerungsrinne heraus, rutschig und etwa 200m lang. Mir gelang die Bewältigung gottlob ohne Sturz. Ich mag mir nicht vorstellen, wie es gewesen wäre, hätte die Rinne Wasser geführt.

Erst vor 10 Tagen hatte es gerade hier heftige Gewitter mit Überschwemmungen gegeben, deren Folgen immer noch deutlich zu sehen waren. Gerade den Ort, von dem ich heute früh aufgebrochen war, hatte es besonders schwer erwischt. So schwer, dass einige Häuser evakuiert werden mussten. Möglicherweise sind sie gar nicht mehr zu retten.

Obwohl inzwischen 10 Tage vergangen waren, waren manche Bereiche trotz permanenter Sonneneinstrahlung in den letzten Tagen immer noch nicht abgetrocknet. An anderer Stelle sah man, was die Überschwemmungen auf den Feldern angerichtet hatten.

Ich lernte, dass dieser Bereich Deutschlands lange Zeit und bis zum Ende des ersten Weltkriegs zu Bayern gehört hatte. Man konnte es an manchen Wappen und Fahnen mit dem weiß-blau geblockten Muster heute noch sehen.

Der Weg, den ich geplant hatte, führte aus dem ebenen Tal wieder in die Höhe. Aus dem Weg wurde mehr und mehr ein Pfad, der zunehmend irgendwann dann nur noch zu erahnen war und sich letztendlich vollständig verlor. Es ging für die letzten 200m nur noch durch Dickicht.

Diese Phase war sehr lehrreich. Man lernt genau zu unterscheiden zwischen den Qualitäten von Brombeerstachelserien, großflächigen Brennnesselattacken und den einzeln stehenden Weißdornstacheln und wie unterschiedlich es sich anfühlt, wenn sie versuchen, menschliche Haut zu durchbohren. Als ein solcher Dorn Interesse dafür bekundete, wie es wohl im Inneren meines rechten Auges aussehen mag, fand ich das Ganze nicht mehr so lustig. Ebenso lernt man, die Füße schön hochzuheben, wenn man sich nicht mit bodennahen Brombeerranken selbst zu Fall bringen will. Qualität und Reißfestigkeit der Produkte von VAUDE hatten eine weitere Prüfung mit Bravour bestanden. Endlich waren die letzten Meter vor einem rettenden Waldweg geschafft, der als solcher wieder zu erkennen war, obwohl auch der den Namen nicht wirklich verdiente. Übersät mit Bruchholz und über eine Länge von 500 m völlig durchwühlt von Wildschweinrüsseln.

Normal markierte offizielle Wanderwege sind die reinste Autobahn dagegen.
Nachdem ich später eine geeignete Bank für meine Mittagspause entdeckt und mich dort niedergelassen hatte, kam es zu einem deja-vue-Erlebnis. Der Fahrer eines vorüber fahrenden Traktors hielt an und wir begannen ein etwa halbstündiges Gespräch.

Ich erfuhr alles über die Krankheitsgeschichte seiner Mutter und einiges über seine eigene. Dazu lernte ich viele interessante Einzelheiten aus dem Leben Udo Jürgens', über den anlässlich seines 80. Geburtstags am gestrigen Abend wohl eine Dokumentation im Fernsehen ausgestrahlt worden war. Karl-Ernst vom Sonnenhof in Altenbamberg. Altenbamberg, nicht Altenbaumburg, bitte nicht verwechseln! Auch Karl-Ernst fütterte mein mitgeführtes Kässchen.

Wegen der Kürze der Etappe kam ich zeitig an meinem Zielort an. Bad Münster am Stein, wo man mit dem Rotenfels (202 m) die höchste Steilwand zwischen den Alpen und Skandinavien findet, beliebt bei Kletterern, jedoch auch bei suizidal entschlossenen Menschen. Hier findet man auch etwas, was sonst nördlich der Alpen einmalig ist, eine eigene Bergwacht.

Am Fuße der Ebernburg, die sich in privatem Besitz befindet, fand ich mein Quartier bei einem Quartiermeister, der ursprünglich aus Stolberg stammte.


Geometrische Koordinaten : N. 49* 48'35". E. 07* 50'09"
Strecke : 17,567 km. Gesamt : 692,165 km
Höhenmeter aufwärts : 288 m. Gesamt : 11590 m
Höhenmeter abwärts. : 410 m. Gesamt : 11950 m

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