Dienstag, 9. September 2014

2014-09-08 Etappe 07 Langenau-Giengen


Heute war ich schon vor dem Wecker wach. Wie jeden Morgen erst einmal Durchchecken der körperlichen Befindlichkeit. Sind alle Knochen in Ordnung? Blasen? Druckstellen? Schmerzpunkte? Nein! Also frohgemut aufgestanden, Morgentoilette, Rucksack packen und los. Nein, Frühstück gab's heute keines, jedenfalls nicht im Hotel. Ausgestattet mit einem 6-Euro-Gutschein durfte ich mir in der nahe gelegenen Bäckerei eine Tasse Kaffee, 2 Wecken und eine Butterbretzel abholen. Seltsam, ja, aber man hatte mich vorher von diesen Umständen unterrichtet und ich hatte mich darauf eingelassen.


Dann konnte es endlich losgehen, es war noch früh, aber ich hatte gegen Nachmittag einen Termin mit einem Kamera-Team von Regio-TV und wollte mich auf keinen Fall verspäten.
Gleich vor dem nächsten Ort, Wettingen, ich ging gerade durch eine Mais-Schlucht, musste ich zur Seite treten, da mich von hinten ein großer Traktor überholen wollte. Aber, anstatt zu überholen, bremste der Fahrer auf meiner Höhe, stellte den Motor ab, öffnete den Verschlag und begann ein ausgedehntes Gespräch mit mir. Er kam von " Hölzchen auf Stöckchen", redete über Maisanbau, Biogasanlagen und was unsere Politik sonst noch alles für einen Mist fördere, über Gedankenlosigkeit und Verschwendungssucht, über seine Familie, seinen Enkel, die letzte FENDT- Landmaschinen- Ausstellung,.... und ganz allmählich dämmerte mir, dass der gute Mann an der weit verbreiteten Krankheit der Logorrhoe litt, zu deutsch, Sprechdurchfall ( ich neige in der Beziehung dagegen eher zum Gegenteil, einer Art Sprechobstipation) und ich suchte nach ca. einer Viertelstunde das Gespräch zu beenden, aber er wollte nicht. Immer, wenn ich mein "Alsodann" vortrug, kam:" Wart gschwend, ois moss i noh verzälle" und dann ging es weiter, was sein 6-jährigem Enkel doch für schöne Schillerlocken habe, genau wie sein Opa " Gell, Opa mir zwei brauchet koin Friseehr!" Ich habe zwar in meinem Berufsleben einige Fortbildungen über rationelle Gesprächsführung genossen, insbesondere, wie man zu einem befriedigenden Ende kommt, aber hier war ich verloren. Bis mir der rettende Gedanke kam und ich sagte: "So, jetzt steig ich auf Ihren Traktor und fahr bis ins Dorf mit!" Das half, er startete seine Maschine, ich stand auf dem Trittbrett und wir fuhren gemeinsam die 300 m bis zu seinem Hof, wo wir uns verabschiedeten. Das Gespräch hatte sein ersehntes Ende gefunden.


Ich durchquerte das Lonetal mit seinen interessanten Urweltfunden, einer imposanten Bärenhöhle und vielen anderen Sehenswürdigkeiten, die ich leider links liegen lassen musste, ich hatte ja einen Termin.
Aber schon seltsam, wenn man sich vorstellt, dass hier vor 20 Millionen Jähren einmal Haie nach Waalen gejagt haben sollen.


Hier hatte man auch den Löwenmenschen gefunden. Wer wissen will, was es damit auf sich hat, soll selber googeln! 


Aber, dass es hier einen Weg nach Düsseldorf bis ins Neandertal geben soll, das glaube ich einfach nicht. 


Nachdem sich gegen 10.00 Uhr die letzten Wolken aufgelöst hatten, begann die Sonne immer heißer zu brennen, da war es gegen Mittag sehr willkommen, in einem kleinen Wäldchen eine "Veschperpause" einzulegen (et Mittche usszopacke un jet zo frinsele).


Der heftige Regen, der in der letzten Nacht niedergegangen war, hatte große Pfützen hinterlassen, deren Wasser von der Sonne allmählich aufgesogen wurde und die Luft schwül und stickig werden ließ.


Und so kam es, dass sich gegen 14.00Uhr ein Regenband unbemerkt genau hinter mir und genau in meine Richtung ziehend, anschickte, mich zu überholen und seinen Segen über mich auszuschütten. Schnell die Regenüberzüge rausholen und überwerfen. Wie gut, dass VAUDE mich mit allem Nötigen ausgestattet hatte.
Eine halbe Stunde später traf ich dann das Team von Regio-TV, die etwa eine Stunde mit mir beim Dreh und beim Interview verbrachten. Morgen oder übermorgen soll der Bericht auf Sendung gehen und soll an diesem Tag in der Sendung WIR IM SÜDEN auch im Bodenseebereich zu sehen sein.
(De facto fiel er einem Bericht aus der Welt des Lokalsports zum Opfer.)
Wenn alles klappt, wird an dieser Stelle in einigen Tagen auch ein Link zu finden sein, der zu diesem Fernsehbericht führt.


Gut angekommen, keinerlei Blessuren, und gut gelaunt. So soll es bitte weitergehen.
In Giengen habe ich nun den östlichsten Punkt meiner Reise erreicht. E. 10* 14'40" . Die erste Woche liegt hinter mir. 177 km Strecke bezwungen, nun sind es "nur" noch 1000 km. Mit dem Wetter der vergangenen Woche darf ich ganz zufrieden sein, die Aussichten für die laufende Woche sind auch nicht schlecht und alle kleinen bisherigen Unannehmlichkeiten und Blessuren sind abgeheilt. So kann und soll es bitte, bitte bleiben.
Am Abend erlebte ich noch eine Überraschung. Rainer Schmitt, den ich am Anfang des Jahres kennengelernt hatte, war auf dem Rückweg von Köln und besuchte mich vor Ort in Giengen auf seinem Weg zurück nach Weingarten.


Er hatte in Köln seinen ersten Iron-man Triathlon erfolgreich bestritten und steckte noch voller Endorphine. Herzlichen Glückwunsch !!!



 
Geometrische Daten : N. 48*37'15". E. 10* 14'40" 
Strecke : 27,006 km. Gesamt : 177,789 km
Höhenmeter aufwärts : 325 m. Gesamt : 2209 m
Höhenmeter abwärts : 318 m.  Gesamt : 2266 m

Hotel Lamm in Giengen

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