Sonntag, 14. September 2014

2014-09-14 Etappe 12 Crailsheim-Rot am See


Link zur Strecke Etappe 12 Crailsheim-Rot am See

Sonntagmorgen, in Tettnang Bähnlesfest, Crailsheim dagegen verschlafen. Nur ein paar müde Gestalten bewegten sich auf der Straße, als ich loszog. Der Himmel war immer noch bedeckt, jedoch hatte Biggi keine Kraft mehr, Wasser zu lassen und es blieb trocken.


Eigentlich habe ich schon alles erlebt, was sollte es groß noch Neues geben, dachte ich noch, als mir, wie in Heidenheim meine Faszination für einen Steinbruch wieder einen Streich spielte.


Zunächst verlief ich mich. Durch den Blick in den Steinbruch gebannt, hatte ich kurz nicht auf den Weg und die Zeichen geachtet und es war geschehen. Aber der wahre Weg verlief nicht weit entfernt, sodass ich lediglich ein kleines Wäldchen durchqueren musste und der Fehler wäre ausgebügelt.


Lichter Wald zum Glück, also quer durch und die Sache wäre erledigt. Was war ich doch für ein Glückspilz!!! Was ich jedoch dann zu sehen bekam, stellte mich vor ein echtes Problem. Am Rande des Wäldchens, wo ich den Weg wähnte und wo er auch tatsächlich war, kam ich an einen Abhang, gehörig steil, circa 30 Meter hoch. Aber das Schlimmste, am Grunde dieses Abhangs verlief ein Bach und trennte mich von meinem gesuchten Weg.


Normalerweise kein Problem, aber durch die intensiven Regenfälle der letzen Tage waren die Bäche und Flüsse stark angeschwollen, der Boden durchweicht, rutschig, glitschig. Also ganz vorsichtig schräg nach unten an einem Abhang mit etwa 70 Grad Hangneigung. Ich lernte die Zugkraft junger Buchentriebe kennen, an denen ich mich festhalten konnte und die mich auf der durchweichten schrägen Ebene vor dem Abrutschen in den Bach bewahrten. Nur noch 5 Meter tiefer und der Bach wäre erreicht! Irgendwo würde ich dann wohl rüberkommen! Nun gingen aber die jungen Buchentriebe aus und ich musste ohne festen Zugriff und Halt weiterkommen. Und da geschah es. Ehe ich mich's versehen hatte, befand ich mich auf der Direttissima rutschend nach unten. Wie beim Skilaufen stellte ich meine Schuhkanten schräg zum Hang und kam unmittelbar am Bach zum Halten. Total mit Matsch verdreckt, aber immer noch diesseits des Baches. Nochmal Glück gehabt! Nicht weit schien mir eine Stelle zur Überquerung geeignet, wo ein Baum umgestürzt und über den Bach gefallen war. Dort müsste es gehen, ging auch.


Immer mehr Treibholz hatte sich im Geäst verfangen und es hatte sich eine kleine Art von Brücke gebildet, über die ich hinübersteigen konnte. Leider hielt diese Brücke nur teilweise, was sie versprach. An einer Stelle war das Holz bereits so morsch, dass ich mit dem linken Fuß durchbrach und im Wasser stand. Trotzdem war ich mit dem nächsten Schritt drüben und erst einmal in Sicherheit.


Saubermachen, nicht weiter darüber nachdenken und weiter auf dem richtigen Weg. Und dann kam der Hammer: Keine 100 m weiter stellte ich bei einem Blick nach links fest, dass ich oben am Abhang nur ein kurzes Stück in die entgegengesetzte Richtung hätte weitergehen müssen, da sich dort der Bergrücken ganz sanft nach unten senkte, wie jetzt zu sehen war, bis zu einer.....BRÜCKE, die ich dann einfach nur hätte überqueren können.


Ein kleiner Trost blieb mir. Im Laufe des Vormittags hatte sich der wolkenverhangene Himmel immer mehr gelichtet und dann brach die Sonne durch. Biggi gehörte der Vergangenheit an.


So konnte ich es dann wesentlich besser genießen, am Ufer der Jagst entlangzuwandern, wenngleich der Weg nicht einfacher wurde. Teilweise war er sogar überschwemmt. Da, wo jetzt knöcheltief Wasser stand, hätte eigentlich mein Weg sein sollen.


Und als mich ein Pfad fort vom Ufer wieder nach oben führte, wurde es auch nicht besser, denn der rutschig-glitschige Schmierseifen-Pfad selbst hatte streckenweise eine Neigung bis zu 30 Grad talwärts. Man konnte nur ein Füßchen vor das andere setzen, ganz eng und war selbst hier darauf angewiesen, sich an jungen Baumtrieben festzuhalten. Trotzdem schlug es mich ein weiteres Mal auf den Hosenboden, aber es gelang mir, mich an einem Ast zu halten, sonst wäre ich 40 m weiter unten in der Jagst gelandet. Aber irgendwann war auch dieser Abschnitt überwunden. Ich hatte auf diese Weise für 11km drei Stunden gebraucht.


Jetzt ging es aber vorwiegend über Felder und durch Dörfer. Irgendwann stand da einfach eine Mauer mitten im Feld.


Von vorne betrachtet, sah man die Überreste einer ehemaligen Klosterkathedrale. Nur diese Mauer des Seitenschiffs hatte man stehen gelassen und man sah, dass bei den Skulpturen der Zahn der Zeit links angefangen und dann die Lust verloren hatte, weiterzunagen.


Beim Gang über die Felder erwartete mich kurz vor der Ankunft am Ziel noch eine letzte Prüfung. Die Entwässerungsgräben führten noch enorm viel Wasser und irgendwann stand ich in einem Zwickel, von dem es nicht mehr weiterging.


 

Hier half nur noch Springen. Aber wo? Als ich eine Stelle gefunden hatte, die mir geeignet schien, prüfte ich die Stelle, die ich als Absprungbalken ausersehen hatte. Sie hielt, ich musste sie nur treffen. Übertreten würde sich sofort rächen. Da es jedoch abwärts ging, war ohnehin nur ein Anlauf von zwei Schritten möglich, übertreten also kaum zu befürchten. Aber auch der Absprungwinkel musste stimmen, denn Ausrutschen hätte ebenso in die Katastrophe geführt.
Es gelang!


Im Hotel angekommen, bat ich zunächst einmal um eine Bürste und einen Putzlumpen. Aber die Chefin hatte erraten, wozu ich diese Hilfsmittel benutzen wollte. Sie bot mir an, die Wäsche in ihrer Waschmaschine zu waschen. Ich war ihr dankbar.


Geometrische Daten : N. 49* 14'55". E. 10* 01'35"
Strecke : 25,925 km. Gesamt: 314,582 km
Höhenmeter aufwärts : 404 m. Gesamt: 4324 m
Höhenmeter abwärts :  390 m. Gesamt: 4434 m

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