Freitag, 12. September 2014

2014-09-12 Etappe 11 Rosenberg - Crailsheim



Nun war es also da, mit aller Macht, das Pseudotief Biggi. Biggi schüttete nach Leibeskräften all seinen Segen auf die Erde hinab. Dauerregen! Landregen! Schnürlregen! Vorne, hinten, oben, unten, links, rechts, überall Wasser, Wasser, Wasser.......
Da bleibt man doch lieber gleich im Bett, dazu noch in einem sooooo schönen, wunderbaren, kuscheligen, weichen.....ach was soll's, nützt ja nichts, wat mutt, dat mutt.
Beim Frühstück hätte ich noch einmal schwach werden können, Verwöhnprogramm vom Feinsten. Allein die kleine Beigabe, eine rote Grütze, suchte ihresgleichen. Optisch und geschmacklich, das Rezept wurde mir aber leider nicht verraten. Trotzdem, der ganzen Familie Bauer ein herzliches Dankeschön für die freundliche Aufnahme in ihrem Haus.

Aber meine Ziele waren ja ganz andere, also los, innerer Schweinehund hin oder her, raus ins Inferno. Das ist jetzt zwar etwas übertrieben, aber bei 11 Grad Celsius kam keine echte Freude auf. Warum hatte ich nur keine Handschuhe mitgenommen? Ich hasse nichts mehr als frieren.

Die Welt sah trist und trübe aus, aber es warteten wieder knapp 30 Kilometer. Gegend gibt es hier sicher satt und genug, wahrscheinlich sogar echte Landschaft, aber bei einer Sichtweite von etwa 500m bedarf es einer enormen Vorstellungskraft.

" Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde", aber von beidem war so gut wie nichts zu sehen.



Ich tröstete mich irgendwann mit dem Spruch, den ich auf dieser Hauswand fand. "Es glänzt der Pflug, der immer geht, es rostet der, der stille steht" (für die, um deren Augenlicht es nicht mehr so gut bestellt ist). Also, nicht stille stehen, sondern.....
Weiter, weiter, weiter durch den Regen, der einfach nicht enden wollte. Gottlob wurde es 2 Grad wärmer. 13 Grad waren erträglich und VAUDE hatte mich perfekt für alle Situationen ausgerüstet.

Dass ich mich noch in meiner schwäbischen Wahlheimat bewegte, dafür gab es hier und da noch deutliche Zeichen.

Spätestens aber, als mich in der Ortschaft Frankenhardt der Weg an einer Frankenhalle vorbeiführte, wusste ich, ich hatte mich auf fränkisches Gebiet begeben. (Glaubte ich) Sprachlich allerdings hatte ich die Grenze noch nicht passiert.
Der Regen nahm immer noch mehr zu. Pfade waren nur noch erschwert begehbar. Der Weg, insbesondere bergab, wurde immer glatter, rutschiger, matschiger und stellte immer mehr Ansprüche an Reaktionsvermögen und Gleichgewichtssinn. Dort, wo ich sonst am allerliebsten gehe, auf den ganz engen Pfaden, durchsetzt mit Wurzeln, Moos und weichem, federndem Boden wurde es teils sumpfig, teils waren aus den Pfaden Bäche geworden.

Auch der Himmel trübte sich immer dunkler ein, und wo man schon gedacht hatte, schlimmer gehe es nimmer, bewahrheitete sich: Schlimmer geht's IMMER.

Völlig durchnässt, aber trotzdem guter Dinge, erreichte ich nach sieben Stunden meinen Zielort und dann hieß es, wie jeden Tag: aufgezeichnete Daten sichern, Wäsche waschen und trocknen, selber duschen, Zipperlein pflegen, Füße eincremen, meine einzige Blase versorgen, (nein, nicht die Harnblase) Fotos ex- und importieren, sich ums Essen kümmern, Bericht schreiben, Streckenlink einbinden (ganz schön tricky, aber mein Cousin Stefan hat die Lösung des Problems gefunden, DANKE nochmals)......Und wenn man dann auf die Uhr schaut, wird einem klar, dass es schon wieder Zeit ist, die Augen zu schließen, sich für den nächsten Tag auszuruhen und neue Kraft zu tanken.
Schon wieder so ein hohes Schild!

MORGEN IST RUHETAG

Geometrische Daten : N. 49* 08'24". E. 10* 04'03"
Strecke : 29,357 km. Gesamt : 288,661 km
Höhenmeter : 378 m. Gesamt : 3920 m
Höhenmeter : 479 m. Gesamt : 4044 m


Die Hotelwirtin klärte mich darüber auf, dass das Fränkische erst jenseits der bayerisch-freistaatlichen Grenze beginne, also bin ich doch noch im Schwäbischen. Und zwar im Bereich Hohenlohe.
Die freundlichen Blumenkästen vor den Fenstern hatten die letzte Kälteperiode nicht überstanden und befanden sich gerade zur Reha bei einem Gärtner.

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