Sonntag, 7. September 2014

2014-09-07 Etappe 06 Aufheim-Langenau





Aufwachen bei strahlend blauem Himmel. Es versprach, ein sonniger Sonntag zu werden und das wurde er auch. Heiß sogar, das Skandinavienhoch hatte sich nun doch endlich in den Süden durchgekämpft.

Dass dies für die noch vor mir liegenden Wochen nicht so bleiben würde, davon zeugten die Schwalben, die schon mal ihre Versammlung für den baldigen Abflug probten. Die haben dann deutlich mehr Strecke vor sich als ich.
Den Weg drch das Donautal hatte ich mir als eine langweilige Strecke vorgestellt. Das war sie aber überhaupt nicht, sondern es bot sich mir eine durchaus reizvolle Gegend dar, die mich teilweise an den Niederrhein oder das Münsterland erinnerte, etwas hügeliger allerdings.
Da die heutige Strecke weitgehend abseits des HW4 lag, hatte ich sie selbst planen und auf mein Tablet übertragen müssen. Dabei kann einem schon mal etwas entgehen, wenn man nicht genügend weit herauszoomt. Ich hatte jedenfalls bei der Planung einen Bach übersehen, den es irgendwann unbedingt zu überwinden galt.

Springen war mir mit 14 kg auf dem Buckel zu riskant, also suchte ich nach anderen Möglichkeiten.

Hier wäre es vielleicht gegangen, aber was, wenn sich die Steine als locker oder glitschig erweisen würden?
Dieser Graben erinnerte mich daran, wie ich als Kind den Unterschied zwischen katholisch und evangelisch kennen lernen durfte. Das geht aber länger, habt ihr Zeit?
Also, es muss wohl so etwa 1951 gewesen sein, da kam ich in den Kindergarten. Da wir aber in Angelsdorf wohnten, einem sehr kleinen Dorf zwischen Köln und Aachen, wo es zur damaligen Zeit keinen Kindergarten gab, mussten wir Kinder ins Nachbardorf nach Esch gehen. Nix Taxi Mama oder so, Autos gab es ohnehin zu der Zeit kaum und wenn, unsere Eltern hätten uns was geblasen. War aber auch kein Thema.
So stiefelten wir Angelsdorfer Kinder - vielleicht 6 bis 7 Stück - Tag für Tag gemeinsam nach Esch. Hin und zurück, vormittags und nachmittags. Unterwegs gab es einen Entwässerungsgraben, drum komme ich drauf, "de Flees", oder verhochdeutscht die Fließ, obwohl ich mich kaum erinnern kann, ob da jemals etwas geflossen ist. Trotzdem wachsen hier die berühmten Fleesblömcher, die meines Wissens sogar unter Naturschutz stehen.      (das versteht jetzt zugegebenermaßen nur ein Angelsdorfer, höchstens noch ein Elsdorfer)
Auf jeden Fall war de Flees auf dem Heimweg immer ein magischer Anziehungspunkt zur Verrichtung der Notdurft. (dazu vielleicht irgendwann später einmal ein paar nachdenkliche Betrachtungen) Wie oft musste ich, zu Hause angekommen, wieder zurück an de Flees um das zu holen, was ich bei der Verrichtung dieser wichtigen und durchaus notwendigen Tätigkeit hatte liegen lassen, Handschuhe, Butterbrotstäschchen, was auch immer.!!
Aber nicht nur ich war an dieser Stelle mit wichtigen Tätigkeiten beschäftigt, sondern durchaus andere auch. Und so kam es, dass unsere Kameradin Margret eines Tages mal "musste", und ich ausnahmsweise nicht. Dabei fiel mir auf, dass Margret sich hinhockte. Wie komisch war das denn? Das musste ich mir doch genauer ansehen. Und was ich da zwischen Margrets Beinen sah, besser, nicht sah, das machte mir mit einem Schlag klar, das war er, der Unterschied zwischen katholisch und evangelisch. Erst viel später durfte ich erfahren, dass ich mich in diesem Punkt geirrt hatte. Aber dem Phänomen selbst habe ich mich dann fast 40 Jahre meines Lebens beruflich gewidmet.

Schließlich fand ich einen Ausweg in Form einer Holzdohle.
Irgendwann tauchte wieder das Ulmer Münster, dieses Mal links von mir auf und dort ließ ich es auch liegen. Über die paar Zentimeter Höhenunterschied zu meinem Zielpunkt will ich an dieser Stelle nicht mehr diskutieren.

Dann näherte ich mich der B10 und bereits aus einiger Entfernung sah ich, was mir drohte. Hoffentlich war das nicht verschlossen! Sonst würde dies einen Umweg von x m? Km? bedeuten. - Natürlich war das Gitter mit einem Schloss gesichert!

Wenn mich niemand verrät, gestehe ich, dass ich auf beiden Seiten darüber geklettert bin.
Mit fortschreitender Zeit beobachtete ich den Himmel. Ob das, was ich da gegen Mittag sah, wohl eine Gewitterzelle war?

Ich erreichte Burlafingen, kennt überregional kein Mensch, aber es gab zwei Situationen in meinem Leben, in denen dieser Ort eine Rolle spielte. Und zwar 1999, am 11. August, als ich Gelegenheit hatte, dort die letzte vollständige Sonnenfinsternis zu erleben, und wie auf einen Schlag plötzlich alle Vogelstimmen verstummten.
Und dann der 30.Juli 1966 : Stichwort: Herr Linienrichter Bahramow, Schiedsrichter Dienst, Wembley-Tor. Damals hatte ich mich für die Deutschen Jugendmeisterschaften über 1500 m Hindernis qualifiziert. Einmal diese Strecke im Wettkampf gelaufen, gleich qualifiziert und dann sofort ab auf die DJM in Ulm. Damals machte ich dem fünften Platz im 3.Vorlauf und verpasste das Finale als Zeitschnellster derer, die das Finale nicht erreichten. Unserem Sohn Ruben ging es 2002 bei der Junioren-WM in Jamaika genau gleich, auch er war der Zeitschnellste derer, die das Finale verpassten. Allerdings auf der einen Seite WM mit der doppelten Streckenlänge! Auf der anderen DM mit der halben Strecke. Das ist so wie FC Augsburg und VfB II. Ich bin VfB II. Der DM-Titel in Fulda und der Junioren-Europameistertitel in Tampere/Finnland entschädigten Ruben ein Jahr darauf. Mein damaliger Trainer, Theo Weber, und ich waren also genau an dem Wochenende in Ulm, als dieses berühmte WM-Finale stattfand und so kam es, dass wir das Endspiel in einer Dorfgaststätte des Ortes anschauten, in dem wir Quartier bezogen hatten, eben in Burlafingen.
Langsam wurde es wirklich Zeit für eine Mittagspause, aber der Platz, der mir dafür geeignet schien, war leider bereits reserviert.

Jedoch wurde ich reichlich entschädigt, denn kurz nach Burlafingen kam ich durch eine "Seenplatte", die einen ganz besonderen Reiz ausstrahlte. Ein kleiner See am anderen, den die Donau in früherer Zeit hier wohl zurückgelassen haben muss. Wie das wohl aus der Luft aussieht!!?. Hier musste ich einfach Rast machen, total ruhig und idyllisch.

Schließlich konnte ich die Donau überqueren.

Bei Oberelchingen kreuzte ich die A8 und dann erkannte ich den Urheber der vermeintlich-potentiellen Gewitterzelle. Hier traf ich auch wieder auf meinen HW4, der mich noch eine weitere Woche begleiten wird. Und ich kam wieder nach BaWü.
Grundremmingen
Bei der herrschenden Hitze war ich froh, gegen 16.00 Uhr mein heutiges Tagesziel zu erreichen.

Geometrische Daten : N. 48* 30'00". E. 10* 07'27"
Strecke : 25,637 km                Gesamt : 150,783 km
Höhenmeter aufwärts : 167 m. Gesamt : 1884 m
Höhenmeter abwärts : 223 m. Gesamt : 1948 m


 

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