Samstag, 18. Oktober 2014

2014-10-18 Etappe 44 Arnoldsweiler-Angelsdorf





Das Frühstück, das ich sonst gewöhnt war, alleine einzunehmen, fand heute zu dritt statt. Meine Schwester Barbara war vom Bodensee gekommen und gesellte sich zu unserem Herrenclub. Sie löste Erich als meine Begleitung ab, der heute wieder nach Lindau zurückfahren musste.



Wir brachten ihn zu dem Treffpunkt, den er mit einer Dame vereinbart hatte, die ihn nach Konstanz mit zurücknehmen wollte. Es war ein sehr schöner Tag und zwei Abende gewesen, die meine Reise bereichert haben.



Dann machten Barbara und ich uns auf unseren heutigen Weg, an dessen Ende der Ort stehen sollte, an dem wir unsere Kindheit bis 1957 verbracht haben. Mit einer Mischung aus Nostalgie und Neugierde brachen wir auf. Da war die Welt noch in Ordnung, die Landschaft so, wie wir sie aus der Kindheit kennen, flach mit Äckern, immer wieder von Waldstücken unterbrochen.



Dort, wo meine Kindheit stattfand, gab es für uns Kinder einen riesengroßen Wald als Abenteuerspielplatz, der sich über viele, viele Kilometer bis nach Düren hinstreckte. Im Mai gingen wir jedes Jahr, so oft es möglich war, in diesen Wald, um Maiglöckchen zu pflücken. Die haben wir dann an der Landstraße zur Aufbesserung des Taschengeldes verkauft. Heute findet man dort, wo einmal "mein" Wald gestanden hatte, ein bis über 300 m tiefes Loch, der Braunkohletagebau mit dem Namen Hambach.



Aber zunächst durften wir ein letztes Stückchen des Waldes genießen, der noch verblieben war. An einem wunderschönen Sommertag im Herbst.



Nach spätestens der Hälfte der heutigen Strecke jedoch änderte sich die Welt abrupt. Es war, als trete man aus dem Wald heraus auf eine Lichtung, die in eine Wüste hinausführte.



In nicht allzu großer Ferne sah man sie, die Giganten, die riesige Narben in meine damals noch heile Welt hinein nagten, Stück um Stück.



Und etwas weiter entfernt die Kraftwerke, in denen die aus dem Boden genagte Braunkohle in Elektrizität verwandelt wurde.



Manche der im Voraus geplanten Wegstrecken konnten wir nicht mehr benutzen, da sich das Loch bereits weiter in die Landschaft gefressen hatte und diese Wege bereits nicht mehr existierten. Es war viel Improvisation vonnöten. Dabei kam uns eine bereits stillgelegte Eisenbahnstrecke zu Hilfe, auf der in einem früheren Abraumprozess einmal die Braunkohle zum Kraftwerk verbracht worden war.



Hier noch eines der kleineren Fahrzeugexemplare, die hier zum Einsatz kommen.



Und hier ein Exempel für Erholung auf nordrhein-westfälisch.


Die nächsten Bilder lasse ich einfach einmal für sich alleine sprechen:









All diese Bilder stimmten mich sehr traurig, da sie zeigen, wie die Landschaft meiner Kindheit einfach zerstört wurde, wo ganze Dörfer, Felder und Wälder einfach ausradiert worden sind und nun nur noch in der Erinnerung existieren.
Dennoch konnten wir den Tag auch ein wenig genießen, an dem der Herbst uns seine sommerliche Seite zeigte und mir den 40. trockenen Tag von nunmehr 44 Tagesetappen schenkte.


18. Oktober 2014 !!!
Noch einmal war Eiscafe angesagt.

Da der Braunkohlentagebau sehr viel schmutzigen Staub in die Luft wirbelt, der für die umliegenden Dörfer an den Rändern der Grube sehr ärgerlich und belastend ist, hatte man zu den Dörfern hin Wasservernebelungsanlagen installiert, die bei der heutigen Sonne schöne Strahlenmuster zeichnete.



Nach intensiver Musterung dessen, was sich hier als nachhaltige Veränderung einer gewachsenen Landschaft vollzieht, erreichten wir am Rande des 300 m tiefen Loches den Schauplatz unserer Kindheit.




Geometrische Koordinaten : N. 50*56'31" E. 06* 33'19"
Strecke : 22,313 km. Gesamt : 1081,291 km
Höhenmeter aufwärts : 101 m. Gesamt : 19778 m
Höhenmeter abwärts :  141 m. Gesamt : 20184 m

Damit war der nördlichste Punkt meiner Reise erreicht.

 Link zur Strecke vom 18.10.2014 Etappe 44 Arnoldsweiler-Angelsdorf

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