Freitag, 17. Oktober 2014

2014-10-16 Etappe 42 Gemünd-Nideggen


Link zur Strecke vom 16.10.2014 Etappe 42 Gemünd-Nideggen


Auf heute freute ich mich besonders, denn es hatte sich für den Abend Besuch angesagt. Von den vielen, die ihren Willen ernsthaft bekundet hatten, mich auf einer Etappe zu begleiten, war außer Mitgliedern meiner Familie und den beiden Damen, die mich auf der ersten Etappe ein Stück weit begleiteten, bis hierhin noch niemand zu mir gestoßen. Heute Abend sollte also mein Freund Erich aus Lindau kommen, um morgen mit mir gemeinsam die nächste Etappe zu gehen. Da das Wetter nicht so recht wusste, was es wollte, brach ich früh auf, als alles noch trocken war.





Auch in Gemünd fand ich die Heimat vertreten und fühlte mich ein bisschen stolz. Für wen ich allerdings hätte Blümen mitnehmen sollen, wusste ich nicht, also ließ ich es bleiben.





Die heutige Etappe war wieder eine selbst gemachte, so wie alle, die nun noch folgen sollen. Das hat den Nachteil, dass man nie so sicher sein kann, was einen erwartet. Auf der heutigen Strecke führte der von mir geplante Weg beispielsweise durch eine Kiefernschonung und da es in der vergangenen Nacht ordentlich geregnet hatte, waren die bereits halbstarken Setzlinge froh, die Nässe auf ihren Nadeln beim Vorbeistreifen auf meine Hose abzuladen. Mit dem Ergebnis, dass die im Nu völlig durchnässt war.





Von einem Aussichtsturm, der leider nicht bis ganz oben zu besteigen war, konnte ich einen ersten Blick in die Kölner Bucht werfen mit allem Hässlichen, was sich dort in den letzten 50 Jahren verändert hatte. Insbesondere die Folgen des Braunkohletagebaus mit den Abraumhalden und über 300 m tiefen Erdwunden, dort, wo ich als Kind im Wald Maiglöckchen gepflückt hatte, um mir ein Taschengeld zu verdienen. Und die Kraftwerke, in denen diese Braunkohle in elektrischen Strom verwandelt wird.





Die Sonne verschwand gegen Mittag und dunkle Wolken begannen mich von hinten aus Richtung Belgien zu überholen.




Bisher hatte ich ja auch ein unverschämtes Glück gehabt. 38 trockene Etappen von 42 ohne einen Tropfen Regen. Auch heute blieb mir dieses Glück hold und der Spuk, der so bedrohlich ausgesehen hatte, war nach einer Stunde vorbei, ohne mich nass gemacht zu haben. Und so konnte ich das bunte Farbenspiel der Natur genießen.



Ampelfarben




Die Wolken beschränkten sich nun darauf, am Horizont zu bleiben und die Sonne tauchte die Landschaft wieder in die herrlichsten Farben.





Als der Blick nach Osten frei wurde, sah ich, dass ich das Siebengebirge bereits hinter mir gelassen hatte.
Ich war angekommen, die alte Heimat in Sichtweite.







Etwas Traurigkeit und Wehmut überkam mich, dass meine Reise nun doch allmählich dem Ende entgegen sah. In zwei Tagen könnte ich jetzt locker am Dom sein. Aber ich hatte mir vorgenommen, wenn ich diese Wanderung schon mache, dann sollte sie auch die Stätten meiner Kindheit und Jugend berühren. Und die Gegend, in der ich meine frühe Kindheit bis zum 9. Lebensjahr verbracht hatte, lag vor mir im Norden. Im Hintergrund ist der Sophienberg zu sehen, den es vor 60 Jahren noch nicht gab. Er entstand ab 1978 durch den Abraum des Braunkohletagebaus Hambach und ist in seinem westlichen Bereich (links) bereits wieder aufgeforstet. Rechts sieht man dagegen den blanken, hellen Abraum.




Am frühen Nachmittag erreichte ich Nideggen und konnte früh damit beginnen, meine Daten zu sichern und zu übertragen, meine Wäsche zu waschen, Korrespondenz zu erledigen, organisatorische Vorkehrungen für die kommenden Tage zu treffen und vor allem, mich, zur anschließenden Freude meiner Nase, zu duschen.





Geometrische Koordinaten : N. 50* 41'26". E 6* 28'51"
Strecke : 22,583 km. Gesamt : 1038,062 km
Höhenmeter aufwärts : 432 m. Gesamt : 19587 m
Höhenmeter abwärts : 453 m. Gesamt : 19755 m



Damit war der westlichste Punkt meiner Reise erreicht.


Nun hieß es Warten auf Erich.

Hurra, hurra, de leeve Jong is da!

Das allererste Kölsch vom Fass





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