Sonntag, 5. Oktober 2014

2014-10-05 Etappe 32 St.Goar-Bad Salzig



Der Wetterbericht hatte für 11.00 Uhr Regen vorhergesagt. Etwa 800 Höhenmeter lagen auf 20 km Strecke vor mir und die Blase an der rechten Ferse ärgerte mich. Die Beine waren vom alpinen Vortag noch etwas steif und müde. Aber es half nichts, ich musste los. Tröstlich der Gedanke, dass es nur noch 2 Tage bis zum nächsten Ruhetag waren. Begann ich etwa zu schwächeln oder hatte mich die Trauer um Hennes allzu sehr mitgenommen?
Die ersten Schritte waren schwer und ich wurde auch sofort richtig gefordert. Steiler Aufstieg zur Festung Rheinfels, der ehemals größten Burg zwischen Koblenz und Bingen. Es soll wohl zwischen 30 und 35 Burgen nur auf diesem Abschnitt geben. Auf Rheinfels sollen im Mittelalter wohl 3000 Mann Besatzung stationiert gewesen sein, für damalige Verhältnisse eine richtige Stadt.

Der Weg führte, oben auf der Burg nach zahllosen Stufen angekommen, über eine Zugbrücke in den ehemaligen Burghof und über eine zweite wieder hinaus, um dann wieder über zahllose Stufen auf der anderen Seite nach unten zu führen. Die Berge sind hier so steil, dass Auf- und Abstieg nur im Zick-Zack-Kurs über Stufen zu bewältigen sind. Unten angekommen ging es in gleicher Weise den Gegenhang wieder hinauf. 150 Höhenmeter im Zick-Zack nach oben. Der Schritt war bedächtig und langsam und ich versuchte mir vorzustellen, wie ungleich schwieriger es wohl für einen Reinhold Messner sein muss, in den dünnluftigen Höhen des Himalaja unterwegs zu sein. Manch ein Wanderweg in den Alpen ist hiergegen als gemütlich zu beschreiben und nicht ohne Grund hatte man anstelle von Bänken gleich Liegen aufgestellt.

Punkt 11.00 Uhr passierte ich eine Höhle, die sicher 50 Personen bequem als Unterstand gereicht hätte, aber der angekündigte Regen blieb aus und so hatte auch ich keinen Bedarf, Schutz zu suchen. Offenbar hatte der Regen sich irgendwo am Himmel verlaufen und seine Ladung vielleicht irgendwo abgeladen, wo es nicht einmal vorhergesagt war. Man kennt das ja.

Dann tauchte die Burg Katz als Gegenpart zur Maus von gestern auf. Kein Mensch konnte mir erklären, welche Bewandtnis es mit diesen Namen hat. Jemand meinte, vermutlich hätten sich die beiden Burgfürsten nicht leiden können und seien wie Katz und Maus gewesen. Aber das wollte ich nicht so recht glauben. Ich jedenfalls hätte mich in diesem Fall nicht Maus sondern Hund genannt.

Und wieder, zum ungezählten Mal führte der Weg, um nicht zu viel Höhe zu verlieren, in eines der vielen Seitentäler, wo dann irgendwann der Punkt erreicht ist, an dem der Weg über einen Bach mit einer 180-Grad Wendung wieder zurück läuft.

Zurück Richtung Rhein, wo sich dann immer wieder ein neuer Blick auftut.
Kestert



Rechts unten Hirzenach. Da mein Weg ohnehin dorthin von Süden kommend hinunterführte, nahm ich die Gelegenheit wahr, am Ufer des Rheins mein bescheidenes Mittagessen zu mir zu nehmen.
Anschließend muss man aber die 150 Höhenmeter auch wieder hinauf. Ich begann, meine Fersenblase zu verfluchen.
Man sieht hier sehr schön, wie steil der Aufstieg ist, wenn man nicht das gesamte Seitental abläuft.

Oberhalb meines heutigen Ziels wieder zwei Burgen, Burg Sterrenberg und Burg Liebenstein " Die feindlichen Brüder".

Es gibt auch eine Geschichte dazu. Wer sie lesen will, muss seine Augen anstrengen.

Ich war froh, für die heutige Etappe keine längere Strecke vorausgeplant zu haben, denn bei dem vielen Auf und Ab kam ich gerade mal auf einen Geschwindigkeitsdurchschnitt von 3 km/h. Und morgen soll es noch einmal heftig werden!
Ortsschild von Bad Salzig - ohne HENNES I.

Geometrische Koordinaten : N 50* 12'22". E. 07* 37'58"
Strecke : 20,74 km. Gesamt : 799,639 km
Höhenmeter aufwärts : 709 m. Gesamt : 14273 m
Höhenmeter abwärts. : 704 m. Gesamt : 14683 m





2 Kommentare:

  1. 800 Km, Gratulation!
    Langsam spüren wir Deine Nähe,
    R+B

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  2. Lieber Heinz, der Ruhetag morgen sei Dir mehr als gegönnt! Habe heute die 2te Tranche veranlasst, dat is doch schön! Bilder und Deine super Kommentare zum Erlebten (Z.B. zum traurigen Verlust von "Hennes" - einfach köstlich! Für die nächsten Tage alles Gute von W + B aus Salem

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