Montag, 13. Oktober 2014

2014-10-13 Etappe 39 Adenau-Blankenheim



Pünktlich um 8.00 Uhr ging dem Regen erst einmal das Wasser aus und ich konnte auf einen weiteren trockenen Tag hoffen. Zumindest von oben! Und zum Frühstück gab es
OBSTSALAT !!! (man kann es nicht oft genug betonen!)


In vielerlei Hinsicht sollte der heutige Tag ein besonderer werden, den ich nicht so schnell vergessen werde. Ich musste zeitig los, denn als erstes musste die Zeit eingeholt werden, um die ich am Vortag meine Strecke verkürzen musste, da ich aus Mangel an Übernachtungsmöglichkeiten nach Adenau umgeleitet wurde, wo ich mich sehr wohl gefühlt habe. Es würde also zwangsläufig eine lange Etappe werden. 




Reifferscheid, wo ich nach Plan eigentlich hätte übernachten wollen, erreichte ich erst kurz vor Mittag. Der richtige Weg war schwer zu finden, denn das Kartenmaterial, das mir für diesen Bereich zur Verfügung stand, war unvollständig, lückenhaft und im Wortsinne irreführend. Viele Wege fehlten auf der Karte und andere waren verzeichnet, die überhaupt nicht existierten. Kurzum, der Weg gestaltete sich schwierig und war nach den Regenfällen der letzten Nacht schlammig, schmierig matschig, rutschig. An mehreren Stellen ging ich offroad, einfach der Himmelsrichtung folgend mitten durchs steile Gelände, um irgendwo wieder auf einen verzeichneten Weg zu treffen. Am störendsten waren die unangenehmen Brombeerranken und es war von Vorteil, wenn man beim Skikurs gut aufgepasst hatte und gelernt hatte, wie man am Besten einen Steilhang quert.



Von Reifferscheid ließ sich das gesamte Panorama überblicken insbesondere die Hohe Acht und die Nürburg. Hier oben spürte ich deutlich, was ich längst vergessen hatte, dass nämlich nicht nur im Westerwald sondern auch über die Höhen der Eifel der Wind ziemlich heftig und kalt wehen kann.



Ich hatte bereits viel Zeit verloren und musste weiter in Richtung Ahrtal. Der Fluss hat seine Quelle an dem Ort, der heute mein Ziel war, Blankenheim. Als Kind war ich schon einige Male dort gewesen. Von Köln aus ist Blankenheim ein beliebtes Sonntagsnachmittagsausflugsziel. Ich sah auch hier schon deutlich die Nähe Kölns und freute mich über das ein und andere Emblem, obwohl ich immer noch durch Rheinland-Pfalz marschierte.



Im Ahrtal erlebte ich die nächste Überraschung. An einer Stelle auf meinem Weg musste ich die Ahr überqueren. Als ich diese Stelle erreicht hatte, dachte ich nur "Ahr, Du bist ein richtiges Schloch!". Denn dort, wo in der Karte der Übergang hätte sein sollen, befand sich nur eine Furt für Zeiten von Niedrigwasser. Nach den Niederschlägen der letzten Zeit war aber überhaupt nicht an ein Hinüberkommen an dieser Stelle zu denken. Mit Rucksack schon gleich dreimal nicht.



Also, wo ist die nächste Brücke? Es half nichts, da musste ich hin. 4 km Umweg! Allmählich gewann ich mir Gedanken darüber zu machen, um welche Uhrzeit denn wohl die Sonne untergeht und ob ich denn möglicherweise in der Dämmerung den Schwarzkitteln begegnen würde, deren Spuren überall zu sehen waren. Und die machten häufig das Gehen doppelt beschwerlich. Die doofe Ahr floss einfach so neben mir her, als könne sie ihr eigenes Wässerchen nicht trüben, während ich mich in das Brückenbesitzende Örtchen Fuchshofen aufmachte, das ich sonst niemals in meinem Leben kennen gelernt hätte. Aber ich frage mich, muss man das? Es nutzte aber nichts, dieses Stück musste an diese ohnehin schon lange Etappe noch angehängt werden.



Noch immer in Rheinland-Pfalz strebte ich jetzt mit strammen Schritten NRW zu, deren Ministerpräsidentin mir wenigstens ein paar aufmunternde Worte hatte zukommen lassen. Eine Weile lang balancierte ich auf der Grenze entlang, um dann endlich in das Bundesland einzutauchen, in dem ich geboren wurde.
Unterwegs traf ich auf etwas, das man heute immer seltener sieht, ein Reetgedecktes Haus.



Gegen 16.30 Uhr, einer Zeit, zu der ich gewöhnlich mein Quartier beziehe, traf ich auf ein Hinweisschild, das mir nach 30 km anzeigte, was noch auf mich wartete. Ich versuchte, erst gar nicht darüber nachzudenken.



Des Öfteren wieder Offroad versuchte ich, mich meinem Ziel näher zu kämpfen. Auch solche "Hindernisse" gehörten dazu. Gitter überklettern, Treppenstufen runter und über die schräge Rampe hinab.



Ein weiteres Mal musste ich die Ahr nahe ihrem Quellort überqueren. Hier aber präsentierte sie sich als Ährchelchen und zwar MIT Brücke.



Kurz vor Blankenheim begegnete ich dem letzten Wegmarkierungszeichen auf meinem Weg nach Köln, dem des Eifelsteigs, das mich in den nächsten beiden Tagen begleiten wird.



Und dann hatte ich es endlich geschafft! Zuvor jagte man mich noch einmal 100 m in die Höhe, aber dann lag das Ziel nach 40 Tageskilometern endlich vor mir. Die eindeutig längste Tagesetappe dieser Reise. Ich überlegte mir nach einem kurzen Blick auf mein Tagesprotokoll, ob ich nicht noch die läppischen 2046 m dranhängen sollte, um den Marathon voll zu machen, sah dann aber keinen rechten Sinn mehr darin. (Wat soll dä Quatsch!)



Bei den letzten Strahlen des Abendrots über dem Schloss war der Ortskern erreicht.


Geometrische Koordinaten : N. 50* 26'18". E. 06* 38'55"
Strecke : 40,146 km. Gesamt : 970,282 km
Höhenmeter aufwärts : 868 m. Gesamt : 18329 m
Höhenmeter abwärts  : 736 m. Gesamt : 18333 m















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