Mittwoch, 8. Oktober 2014

2014-10-06 Etappe 33 Bad Salzig-Oberlahnstein



Link zur Strecke vom 06.10.2014 Etappe 33 Bad Salzig-Oberlahnstein


Noch einmal ein Tag mit alpinem Charakter, und danach der, wie ich zugeben muss, ersehnte Ruhetag. Meine Beine etwas schwer, jeder Läufer weiß, dass es solche Tage gibt! Und eine fiese Blase, die sich heute weiter vergrößerte.



Wie immer in den letzten Tagen wurden Blutdruck und Herzfrequenz durch einen permanenten Aufstieg schnell in die Höhe getrieben. Über einige Kilometer hatten wieder Wildschweine die überdeutliche Spur ihrer Arbeit hinterlassen. Wo die Wege durchfurcht sind, ist es sehr unangenehm und schwierig zu gehen.



Der erste Teil der Strecke führte über die Höhe wieder hinab ins Städtchen Boppard. Vor dem Abstieg war auf einem der zahlreichen Aussichtspunkte eine Schutzhütte, die, wie ich lernte, einmal der Möbelbauer Michael Thonet an diesen Platz gestellt hatte. Er hatte im 19.Jahrhundert den Stil der Wiener Kaffeehausstühle entwickelt und war damit berühmt geworden.



Der Weg führte durch Boppard, ein kleines, reizvolles Städtchen, wo man gerade die Buden des weithin bekannten Weinfestes des vergangenen Wochenendes abbaute. Vor einem kleinen Fachwerkhaus, das früher einen Süßigkeitenladen beherbergte, fand sich eine Bronzeskulptur seiner vormaligen Inhaberin, dem "Schnuggel Elsje", wie sie einem kleinen Jungen gerade Süßigkeiten verkauft.





Entlang der Rheinpromenade ging es weiter In Richtung Norden. Von weitem bereits sah ich an der linken Flanke des nächsten Berges die Pfeiler einer Seilbahn, unter der der nächste Aufstieg auf mich wartete.



Auf halber Höhe angekommen, teilte sich der Weg in eine Kletterversion mit senkrechten Wänden, Trittsteigen und Stahlseilen und in eine "Wandervariante". Aufgrund der Sperrigkeit meines Rucksackes und des Bauchladens mit der Fotoausrüstung entschied ich mich für die etwas bequemere Art der Fortbewegung, die immer noch Kräfte zehrend genug war. Im Übrigen musste ich weder mir noch irgendjemandem sonst ja etwas beweisen.






Oben angekommen musste ich mir erst einmal den Schweiß abwischen und wurde belohnt mit einem Blick auf das Rheinknie.


Nicht viel weiter stellt sich der Rhein aufgrund der Geländebeschaffenheit von einem bestimmten Punkt aus so dar, dass man ihn als 4 Seen wahrnimmt.




Natürlich hat sich an einem solch markanten Punkt auch Gastronomie angesiedelt und zum ersten Mal wurde ich mit etwas konfrontiert, mit dem ich so FRÜH noch nicht gerechnet hätte.



Und es ist ein Ort, der natürlich auch von vielen Menschen aufgesucht wird. Ich hatte die Stelle schon wieder verlassen, als zwei kleine Mädels laut rufend hinter mir herliefen, um mir einen Schein ins Kässchen zu stecken. Als ich zurückging, um mich zu bedanken, erkannte ich, dass es DÜSSELDORFER waren, die für eine KÖLNER Institution gespendet hatten! So macht Globalisierung Spaß!



In Rhens angekommen, stand ich plötzlich vor Ilse.



Wer ist Ilse?
Ich hatte sie auf der Sporthochschule kennen gelernt und es gab eine Zeit, in der wir uns ausgesprochen gut verstanden. Es gab jedoch zu dieser Zeit besondere Lebensumstände, die verhinderten, dass der damals zweifellos intensive Kontakt länger dauerte und abrupt abgebrochen werden musste. Einzelheiten sind den damals Beteiligten bekannt, für andere Personen uninteressant. Ilse verschwand aus meinem Leben. Jedenfalls für einen Zeitraum von 43 Jahren.



Im August, wenige Wochen vor meinem Start auf diese Reise nach Köln, erreichte mich eine Mail mit vertraulichem Text bezüglich einer weit zurückliegenden Vergangenheit. Offenbar kannte die Person mich, ich jedoch wusste mit ihrem Namen nichts anzufangen, denn Ilse kannte ich wohl eine einzige, die aber trug einen anderen Nachnamen, zum Nachnamen kannte ich ebenfalls jemanden, aber mit anderem Vornamen.



Kurz und gut, Ilse war über meinen Internet-Blog auf mich und meine Adresse aufmerksam geworden und hatte nach anderthalb Generationen wieder Kontakt aufgenommen. Sie lebt an der Nordseeküste, besitzt aber noch ein Haus in Lahnstein, das sie hin und wieder besucht. Und es ergab sich, dass sie gerade in der Zeit, in der ich diesen Bereich auf der anderen Rheinseite passieren sollte, vor Ort war. Gelegenheit, sich einmal wieder zu sehen, den dringend notwendigen Ruhetag einzulegen und die Wäsche zu waschen.



Sie hatte sich schlau gemacht, wo denn der RheinBurgenWeg mich herführen würde und wollte mir ohne mein vorheriges Wissen ein Stück entgegen kommen. Dazu kam es jedoch nicht mehr, weil ich schon angekommen war, als sie eben losgehen wollte. Zeit für eine Tasse Kaffee in einer Bäckerei in einem Ort, wo sich sonst keine weitere Gelegenheit fand, eine Tasse Kaffee oder, wie hier üblich, ein Gläschen Wein zu trinken, und wo man an vielen Stellen des Ortes einen stetigen Verfall alter Bausubstanz beklagen musste. Keine Rheinterrassen wie in den anderen Orten, an die meine Wanderung mich nördlich von Bingen geführt hatte.







Und auf diese Weise kam ich zu einer unvorhergesehenen Schiffsfahrt mit der Fähre auf die andere Seite nach Lahnstein. Zum Seniorentarif!!!


Ortsschild von Lahnstein - ohne Hennes

Geometrische Koordinaten : N. 50* 18'08". E. 07* 36'28"
Strecke : 22,648 km. Gesamt : 822,287 km
Höhenmeter aufwärts : 500 m. Gesamt: 14773 m
Höhenmeter abwärts :  502 m. Gesamt: 15185 m


Hotel Ilse

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